Erklärvideos erfreuen sich seit geraumer Zeit großer Beliebtheit und stellen eine wichtige und viel genutzte Ressource in multimedialen und digitalen Lernprozessen dar.
Bevor man sich daran macht ein Erklärvideo zu erstellen oder in Auftrag zu geben, sollte man sich über die folgenden 5 Qualitätsbereiche Gedanken gemacht haben.
Der Ausgangspunkt der allermeisten Lernmaterialien liegt in der Konzeption. Bevor man beginnt sich Gedanken über die exakten Inhalte und den Aufbau des Videos zu machen, sollte man sich darüber im Klaren sein, in welchem Kontext das zu entwerfende Erklärvideo zum Einsatz kommen soll.
Um sich ein möglichst genaues Bild zu verschaffen, gilt es sich hier eine Reihe von Fragen zu stellen:
Vor allem bei der Erweiterung bzw. Ergänzung von bereits bestehenden Lernmaterialien und Unterrichtsstrukturen ist eine gezielte Einbettung des Erklärvideos von großer Bedeutung.
Expert:innen-Tipp:
Wenn Sie mit unserem Autorentool bestehende analoge Lernmaterialien mit Erklärvideos erweitern, werfen Sie einen genauen Blick auf die bereits vorhandene didaktische Struktur. Falls analog bereits passende Aufgabenstellungen zu den Lerninhalten des Erklärvideos vorhanden sind, digitalisieren Sie mindestens eine der Aufgaben. So halten Sie die Motivation der Lernenden hoch und ermöglichen durch die direkte Abfrage eine Vertiefung der präsentierten Lerninhalte innerhalb des Mediums (vgl. Kugelmayer 2018).
Sobald man ein klares Bild über den Einsatzkontext des Videos gewonnen hat, kann man sich im Anschluss den genauen Inhalten und dem Aufbau des Videos widmen. Auf die Erstellung einer groben Gliederung folgen die Erstellung eines Storyboards und die Ausarbeitung eines detaillierten Skripts für die Sprecher:innenstimme.
Spätestens an diesem Punkt muss man sich mit der Frage auseinandersetzen: Nehme ich das Erklärvideo selbst auf oder übernimmt ein/e Expert:in die technische Umsetzung der ausgearbeiteten Konzeption? Beide Seiten haben ihr für und wider, mehr hierzu im folgenden Artikel. Egal für welche Option man sich letztendlich entscheidet, zur Bewertung der Umsetzung, gilt es die folgenden Qualitätsmerkmale zu kennen.
Der wohl bedeutendste Parameter, mit dem der erfolgreiche Einsatz eines Erklärvideos steht und fällt, ist die Dauer des Videos. Überspitzt ausgedrückt: Je kürzer und knackiger, desto besser!
Auf der Basis von beinahe 7 Millionen Videowatching-Sessions konnten Guo, Kim & Rubin (2004) in ihrer Studie recht klare Eckdaten für die optimale Länge von Erklärvideos herausarbeiten:
Als Daumenregel lässt sich also festhalten, dass eine Dauer von 0 – 3 min optimal wäre und eine maximale Dauer von 6 min nicht überschritten werden sollte!
Bei komplexen Themen scheinen die genannten Richtwerte häufig utopisch, aber gerade hier gilt es das Thema in seine einzelnen Bestandteile zu unterteilen und diese den Lernenden häppchenweise zu servieren.
Multimediale Lernprozesse sind gerade dann erfolgreich, wenn Lerninhalte in einzelnen Segmenten präsentiert werden und der/ die Lernende deren Tempo selbst bestimmen kann. Dieser Umstand wird auch als Segmenting Principle beschrieben (vgl. Mayer 2009).
Auch bei der Ansprache der Lernenden gilt es beim Erstellen von Erklärvideos ein paar grundlegende Prinzipien zu berücksichtigen. Wenn man die folgenden vier Punkte im Blick hat, werden Lernprozesse mit Videoeinsatz durchschnittlich deutlich erfolgreicher ablaufen (vgl. Mayer 2009):
Mittlerweile gibt es eine ganze Palette von unterschiedlichen Erklärvideoarten bzw. Erklärvideos mit unterschiedlichen Visualisierungsstilen. Egal ob Flat Design, Line Art, 2D oder 3D-Animation, Legetrick- oder Infografikstil, mit allen Stilen lassen sich in ansprechender Weise Lerninhalte im Videoformat veranschaulichen. Wichtig ist hierbei vor allem auf einen einheitlichen Stil und eine einheitliche Farbgebung zu achten. Durch die Vermeidung von fremd wirkenden oder herausstechenden Elementen, kann für die lernende Person ein kohärentes Bild geschaffen und unnötige kognitive Belastung reduziert werden (Coherence Principle).
Zusätzlich sollte auf einen kontinuierlichen visuellen Fluss geachtet werden, da dieser im Durchschnitt besonders motivierend auf die Lernenden wirkt. Ein bewährtes Beispiel hierfür ist die Darstellung von textlichen Ergänzungen oder Einblendung durch einen handschriftlichen Bewegungsablauf (vgl. Guo, Kim & Rubin 2004).
Abschließend gilt es sich noch Gedanken über gezielte Hervorhebungen innerhalb des Erklärvideos zu machen. Zur Hervorhebung gewisser Videoelemente bzw. besonders wichtiger Lerninhalte eignen sich auditive und visuelle Effekte.
Hierbei liegt der Fokus auf der Auswahl geeigneter Signale, die es dem/ der Lernenden einfacher machen die grundlegende Struktur der Lerninhalte zu überblicken. So kann beispielsweise eine stringente farbliche Hervorhebung gewisser Kategorien oder die visuelle Unterstützung von Prozessbeschreibungen durch wiederkehrende Symbole essenzielle Beziehungen von Lerninhalten auf einen Blick sichtbar machen (Signaling Principle).